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Schweiz |
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26.06.2006, Müngersdorfer Stadion/WM-Stadion Köln, FIFA WM 2006 |
In einem Achtelfinalspiel der FIFA WM 2006 treffen in Köln die Teams der Schweiz und der Ukraine aufeinander. Beide Teams verbindet sowohl, daß man
vor dem Turnier immer wieder mal als Geheimfavorit genannt worden ist, wie auch, daß es in der Gruppenphase suboptimal gelaufen ist. Die Schweiz hat trotz allem mit mühsamen Siegen gegen Togo und Südkorea bei einem Remis gegen Frankreich den Sieg der Gruppe G geschafft und trifft so auf den Zweiten der Gruppe H, denn die WM-Neulinge aus der ehemaligen Sowjet-Republik haben am letzten Spieltag der Gruppe den zweiten Platz hinter Spanien buchen können. Jetzt ist die Zeit des Taktierens vorbei und es heißt, mit einem Spielgewinn die nächste Runde zu erreichen, das Viertelfinale in Hamburg, bei dem es am kommenden Freitag gegen Italien gehen wird, das sich am Nachmittag mit einem zweifelhaften Elfmeter in der Nachspielzeit gegen Australien durchsetzen konnte.
Das Spiel ist niemals hochklassig, aber stets interessant, denn vor allem die Ukraine ist sichtlich bemüht, Druck auf das gegnerische Tor zu machen,
während sich die Schweizer vor allem ab der Halbzeitpause immer mehr zurückdrängen lassen und sich kaum noch befreien können. Die Mittel der Osteuropäer sind freilich begrenzt, es geht immer wieder über die Flügel und danach arbeitet man mit hohen Flanken, die jedoch zumeist auf den Schweizer Torhüter Zuberbüler kommen oder sonstwie in der Schweizer Defensive stecken bleiben. So bleibt es beim torlosen Remis und in der Verlängerung präsentiert sich das gleiche Bild - bemühte, aber wenig zwingende Ukrainer und seltsam unmotiviert passive Schweizer, die sich nur nach dem Seitenwechsel kurz bemühen und zweimal in die Nähe des Tors der Ukraine kommen. Am Ende steht nur je ein Alu-Treffer zu Buche (beide in der ersten Hälfte der regulären Spielzeit) und es geht mit 0:0 ins Elfmeterschießen, in dem die Schweizer das Kunststück schaffen, dreimal kläglich zu vergeben, so daß der eine Fehlschuß der Ukraine - Sevchenko vergibt den ersten Elfer überhaupt - folgenlos bleibt und der WM-Debütant bei seiner Premiere in einem solchen Turnier gleich ins Viertelfinale einzieht.
Auf beiden Seiten ist man zunächst um guten Support per Sprechchor bemüht, wobei mal wieder die deutsche Idioten-Fraktion unliebsam auffällt und diesmal
in einem zuvor wohl noch nicht dagewesen Maße. Mit dem Start der La Ola bei 0:0 nach sieben Minuten beweist man schon Instinktlosigkeit und Mißachtung der anweseden Fangruppen, mit deutschen Gesängen ("Ohne Holland fahrn wir nach Berlin", "Viva Colonia", "Lukas Podolski", "Steht auf, wenn ihr Deutsche seid") usw zeigt man endgültig, daß einem die "Freunde", die laut WM-Motto "zu Gast" sind, scheißegal sind und man lieber seine eigene Show auf deren Kosten abzieht. Die Ukrainischen Fans sind zumindest über die Sprechchöre spürbar erbost und quittieren sie mit lauten Pfiffen, wobei nicht ganz klar ist, ob ihnen klar ist, daß die deutschsprachigen Gesänge von "neutralen" Fans von vor Ort stammen, oder ob sie meinen, daß es Schweizer Support aus der eigenen Kurve gibt. Dennoch versucht man sich nicht unterkriegen zu lassen und ist vor allem immer wieder mit einem Sprechchor zur Stelle, der wie "Viva! Viva! U-kra-ina!" klingt. Die Fans der Eidgenossen werden vor allem ab der Halbzeitpause immer leiser und zeigen nur nochmal bei den wenigen Vorstößen der Schweiz in der Verlängerung sowie nach dem Verschießen des ersten Elfmeters durch die Ukraine etwas Aktivität. Vermutlich ist man auf Schweizer Seite einfach - und nicht zu Unrecht - erbost darüber, daß sich das doch gar nicht so untalentierte Team gegen einen alles andere als übermächtigen Gegner auf eine Mauertaktik verläßt.
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