Seoul FC vs. Incheon United 5:1
11147 Zuschauer
Der FC Seoul wurde 1983 unter dem Namen Lucky-Goldstar Hwangso gegründet und gehörte dem Konzern LG-Group an. Nach einem siebten Platz in der ersten Saison in der K-Leauge folgte die erste von drei Meisterschaften für den Club, der 1991 in Cheetahs umbenannt wurde und in Rahmen eines Versuchs, die Liga stärker in den Provinzen zu verankern, nach Anyang umzog. Zwei Jahre nach der dritten Meisterschaft 2000, an der der spätere BVB-Profi Lee Young-Pyo als Nachwuchsstar maßgeblich beteiligt war, kam man zurück in die Hauptstadt, da die WM-Stadien im Land mit K-League-Clubs belegt werden sollten, und seit 2005 hört man auf den Namen FC Seoul und wurde der von LG abgespaltenen GS-Group zugeordnet. Heute könnte der als Vizemeister in die Saison gestartete Club die Tabellenführung übernehmen, wenn man gegen den Lokalrivalen Incheon United gewinnt, der 2003 gegründet wurde, um das WM-Stadion in Incheon zu belegen. Aktuell auf Platz fünf liegend haben die Kicker aus der gut 50 km von Seoul entfernten Stadt, in der der Internationale Flughafen der Hauptstadt liegt, noch keinen Titel verbuchen können und führen einen zweiten Platz in der Meistschaft 2005 sowie Halbfinalteilnahmen im Pokal 2006 und 2007 als Höhepunkte der Vereinsgeschichte.
Daß der heutige Tag keine allzu exponierte Stellung in der Geschichte der Gäste einnehmen wird - zumindst nicht im positiven Sinne -, zeichnet sich bereits in den ersten zehn Minuten ab, als Jung Jo Gook zunächst in Minute zwei nach einem Abpraller des Gästetorwartes aus dem Fünfmeterraum zum 1:0 einschießt und nur sieben Minuten später aus kurzer Distanz auf 2:0 erhöht. Spätestens mit den Toren von Dejan, der innerhalb von zwei Minuten auf 4:0 erhöht, wird daraus eine Tatsache, auch wenn kurz vor der Pause noch der Treffer zum 4:1 fällt, der trotz klarer Abseitsstellung Anerkennung findet. Nach der Unterbrechung ist wieder der FC Seoul dran und nach einem Pfostentreffer unmittbar nach Wiederanpfiff bringt die 51. Minute das 5:1 durch Koh Myong Jin, nach dem die Gastgeber deutlich Gas wegnehmen, so daß sich angesichts der Harmlosigkeit von Incheon United nichts mehr am Spielstand tut und der FC Seoul zu einem Kantersieg kommt, der leicht noch höher hätte ausfallen können.
Die Anhänger der jeweiligen Teams haben sich in den Hintertorbereichen breitgemacht, wobei es sich der Farbverteilung nach - Rot-Schwarz gegen Blau-Schwarz-Gelb - auch um ein Derby in Mailand handeln könnte. Wenn man die Beflaggung des Gästebereichs sieht, der über seine ganze Breite mit Transparenten zugepflastert ist, könnte man meinen, daß es auch von der Resonanz her vergleichbar abläuft - auf Heimseite liegen übrigens in einem Block auffälligerweise auf allen Sitzplätzen rote Kappen bereit. Zum Spielbeginn liegt die Zahl der Auswärtsfans eher im dreistelligen Bereich - so 300 bis 400 mögen es sein -, während der aktive Teil der Seoul-Fans etwa zehnmal so stark ist. Bei den Heimfans gibt es dann auch teils recht lauten Support per Sprechchor und nach den Toren zeigt man zunächst weiß-blinkende Leuchtfeuer und später auch klassische rote bengalische Fackeln. Die Gästefans werden angesichts des Spielverlaufs schnell ruhiger und feuern im weiteren nur noch sehr sporadisch an.
Im Seoul World Cup Stadium hat ein Halbfinale der Fußballweltmeisterschaft 2002 stattgefunden, bei dem die südkoreanischen Gastgeber gegen Deutschland ausgeschieden sind. Dabei war die Anlage natürlich ausverkauft, aber für die Verhältnisse der K-League ist sie dann doch deutlich überdimenisoniert. Das Stadion ist in einem Gewerbe- und Erlebnispark untergebracht. Hier verfügt es über eine eigene U-Bahnstation, die mit Bildern der Spieler des Seoul FC geschmückt ist, und kommt im Inneren als Schüssel für 68000 Zuschauer mit ausschließlich grauen Sitzen daher, so daß ein paar von den Dächern hängende Fahnen für die Identifikation mit dem Heimteam sorgen müssen. Die Sitze sind über zwei Ränge verteilt und insgesamt hat die Anlage recht wenig, was ihr eine individuelle Note verleiht. Auffällig ist übrigens, daß trotz des angesichts der Kapazität des Stadions schwachen Besuchs alle Bereiche geöffnet sind, und tatsächlich finden sich auch in jedem Block Zuschauer ein, wenn es auch teilweise bei einer einstelligen Zahl davon bleibt.