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SC Preußen Münster |
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Blues Brothers WAZ Lokalteil Wattenscheid |
05.06.2004, Preußen-Stadion, Regionalliga Nord |
Zu einem Endspiel gegen den Abstieg kommt es am letzten Spieltag der Regionaliga Nord bei der Partie des SC Preußen Münster gegen
die SG Wattenscheid 09. Für die Preußen ist es eine fast gewohnte Situation, kämpft man doch in der Liga seit einiger Zeit Jahr um Jahr ums Überleben und konnte gerade in dieser Spielzeit bei zwischenzeitlich bis zu neun Punkten Rückstand aufs rettende Ufer zeitweise kaum noch auf eine solche Gelegenheit zur Rettung hoffen. Ganz anders sieht es in Wattenscheid aus, wo man mit breiter Brust in die Spielzeit gestartet war und nach zwei knapp verpaßten Aufstiegen überzeugt war, es diesmal besser zu machen und vor einer Zukunft in der zweiten Liga zu stehen. Im Laufe der Saison mußten die Schwarz-Weißen dann feststellen, daß man hartnäckig am Tabellenende hängenblieb bzw. nach kurzen besseren Phasen immer wieder einen vermeitlich sicheren Abstand nach unten wieder verspielte und so einen Trudelflug hinlegte, wie es ihn wohl noch nicht oft gegeben hat. Jetzt steht man nach einer Heimniederlage gegen Braunschweig vor einem Finale, auf das die Gäste gerne verzichtet hätten und in dem ein Ligawechsel möglich ist, den man vor der Spielzeit kaum für möglich gehalten hätte. Gerade mal einen Punkt steht man vor Münster und so muß die SGW befürchten, bei einer Niederlage in der Oberliga zu landen, sollten nicht die zwischen den beiden Kontrahenten platzierten Himmelblauen vom Chemnitzer FC mit einer Niederlage bei den BVB-Amateuren dafür sorgen, daß beide die Klasse halten könnten und dann könnte auch noch die Amateurmannschaft von Schalke 04 mit ins Spiel kommen und mit einem Sieg gegen Paderborn an Münster und Wattenscheid vorbeiziehen und so dafür sorgen, daß das Happyend heute für beide Seiten ausbleibt.
Wer heute gewinnt hat allerdings keine Sorgen mehr, denn drei Punkte bedeuten für beide Mannschften einen sicheren Klassenerhalt und es
wird schnell klar, daß die heimischen Preußen die wahre Botschaft, die Fans mit 90 Minuten purer Überlebenskampf sogar auf T-Shirts gedruckt haben, verstanden haben. Nur in der Anfangsphase wirken die heimischen Kicker etwas verunsichert und gestatten den Gästen ein paar gute Szenen, danach bekommt man seine Nerven in den Griff und kommt zu ersten guten Chancen. Schnell können sich die Gäste bei ihrem Torhüter bedanken, daß sie noch nicht in Rückstand geraten sind, doch in der Nachspielzeit der ersten Hälfte ist auch Goalie Michael Loswig machtlos - ein abgefälschter Ball landet im Netz des SGW und sorgt für einen Halbzeitstand, der aus Sicht der Gäste unbedingt korrigiert werden muß, würde man doch angesichts der 0:1-Führung des CFC in Dortmund bei den aktuellen Spielständen absteigen. Dennoch ist in der zweiten Hälfte kaum ein Ruck auf Wattenscheider Seite zu spüren und wenn man dann doch mal den Weg nach vorne sucht, zeigen die Spieler der Preußen, daß sie den Ernst der Lage im Gegensatz zu den Gästen verstanden haben, indem sie jede Ballannahme stören und sich in jeden Schußweg werfen. Am Ende bleibt das Bestand, was sich schon zur Pause angedeutet hat. Wattenscheid verliert in Münster, Chemnitz siegt beim BVB - die SG Wattenscheid 09 steht vor einem Scherbenhaufen und die nächsten Tage werden erst zeigen, wie es an der Lohrheide weitergehen soll. Einen Plan für den Abstieg hat man nämlich - wie die Wattenscheider freimütig zugeben - nicht und nur eins scheint klar zu sein: von den Spielern bleiben maximal vier und Trainer Bongartz hat bereits angekündigt, im Abstiegsfalle persönliche Verantwortung übernehmen und sich zurückziehen zu wollen.
Über 10000 Zuschauer wollen den Showdown zwischen den westfälischen Rivalen sehen und auch 600 Gäste aus Wattenscheid zeigen, daß es
sich heute um kein Spiel wie jedes andere handelt. Das erwähnte 90 Minuten purer Überlebenskampf-T-Shirt mit Unterzeile Ich war dabei ist Modeartikel des Tages und statt der gedruckten 800 hätte man wohl die fünf- oder gar zehnfache Menge davon an Mann und Frau bringen können. Zum Intro gibt es auf beiden Seiten zahlreiche Schwenkfahnen, die auf Wattenscheider Seite mit einem großen Transparent Nicht für Euch - Nicht für uns - Für 09!, einer schwarz-weißen Blockfahne und ein paar Stoffstreifen in gleichen Farben zu einer Art Mini-Choreographie gemacht und bei den Preußen mit ein wenig Raucheinsatz unterstützt werden, auch wenn der Stadionsprecher per Durchsage klarmacht, daß das im Preußen-Stadion nicht gerne gesehen ist und zu unterlassen sei. Danach wird auf beiden Seiten per Gesang unterstützt, auch wenn das von einem Verteter der dritten Mannschaft der Preußen vor dem Spiel über Lautsprecher vorgetragene Die Preußen, die Preußen, die Preußen greifen an, und draußen steht 'ne Kompanie mit 100000 Mann eher für Kopfschütteln sorgt und nicht wieder aufgenommen wird. Gegen Ende der Partie werden die Mienen auf Münsteraner Seite immer angespannter - trotz der Harmlosigkeit des Gegners traut man dem Braten natürlich noch nicht -, um nach Abpfiff in tosenden Jubel und eine "friendly pitch invasion" übergeht, die man sich vorher per Stadionsprecher eigentlich verbeten hat. Bei Wattenscheid dagegen müssen die Fans einem Schicksal entgegen sehen, daß wohl die meisten in der vorigen Woche trotz der Konstellation für unmöglich gehalten hätten und erst mal verarbeiten müssen - in der kommenden Saison werden die Gegner nicht VfL Osnabrück, Eintracht Braunschweig und FC St. Pauli heißen, sondern LR Ahlen Amateure, SV Schermbeck und Vorwärts Kornharpen...
Das Preußen-Stadion hat sein Gesicht in letzter Zeit nicht verändert - außer, daß man es selten so voll gesehen hat wie heute -, so
daß unsere Beschreibung von 2002 immer noch aktuell ist: Das Preußenstadion sollte vor ein paar Jahren mal durch den hochmodernen Preußenpark ersetzt werden, aber nach dem Ausstieg von Sponsoren ist man inzwischen froh, überhaupt noch einigermaßen hochklassigen Fußball in Münster anbieten zu können. So ist das Stadion dann auch sichtlich in die Jahre gekommen und zeigt diverse Verfallserscheinungen, auch wenn die Wellenbrecher im Stehplatzbereich vor kurzem frisch gestrichen geworden zu sein scheinen. Gesessen wird in Münster nur auf einer kleinen Tribüne, die über etwas die Hälfte einer Längsseite geht. Ihre Überdachung könnte vielleicht als die mit der dichtesten Stützpfeilerverteilung der Welt in die Geschichte eingehen, was - da man ja an jeden Pfeiler ein Schild mit einem Buchstaben befestigen kann - gleich zu den wohl schmalsten Blöcken der Welt führt. In den beiden Außenblöcken A und G nimmt man auf Holzbänken Platz. Die gibt es auch in den inneren Blöcken, aber hier sitzt der Gast auf darauf aufgeschraubten Plastiksitzen mit Rückenlehnen. Hinter dem eigentlichen Sitzplatzbereich ist dann noch eine kleine Holztribüne aufgebaut, die der Presse Platz bietet. Die Rückwand der Tribüne ist übrigens gemauert, die Überdachung ist aus Holz und lastet auf einer Stahlkonstruktion (die Stützpfeiler sind Stahlträger im H-Format), so daß man für sich in Anspruch nehmen kann, möglichst viele verfügbare Baumaterialen darin untergebracht zu haben. Der Rest der Anlage besteht aus Stehtraversen, die auf der Gegenseite für einen Sprechertum unterbrochen sind. Originell ist die Flutlichtanlage, die über sechs Masten verfügt, wovon vier auf der Gegenseite stehen, und deshalb etwas asymmetrisch daherkommt. Eine Anzeigetafel gibt es nicht und auch keine ausgezeichnete Laufbahn, auch wenn durchaus Platz für ein paar Bahnen vorhanden ist, so daß der typische ovale Grundriß entsteht, dem der Ausbau der Anlage folgt.
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