RasenBallsport Leipzig |
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10.09.2016, Zentralstadion, Bundesliga |
Mit RasenBallsport
Leipzig ist ein Verein in die Fußballbundesliga aufgestiegen, an dem sich die
Geister scheiden. Irgendwie ist man der 1912 gegründete SSV Markranstädt, dessen
Lizenz man übernommen hat und unter dessen Namen die Nachwuchsteams von RBL zeitweise
noch gespielt haben, irgendwie aber auch nicht, denn man gibt als Gründungsdatum den 19.5.2009
an und sieht sich nicht wirklich in der Tradition des Vorgängers SSV. Sieben Jahre später
ist jedenfalls der Aufstieg von Ober - in die Bundesliga geglückt, wobei die Regionalliga
das Nadelöhr war, in dem man drei Jahre festgesteckt hat - seine Zukunft sieht der Club jedenfalls
eher in der Champions League als im unterklassigen Fußball. Heute geht es - nach einem Remis bei
bei der TSG Hoffenheim - daheim gegen Borussia Dortmund, dessen Fans sich teilweise entschieden haben, das
Spiel beim neuen Flaggschiff des topgesteuerten Kommerzfußballs zu meiden. Als genau das
sieht man die "Roten Bullen", die vom gleichnamigen österreichischen Getränkehersteller an
der kurzen Leine geführt werden.
Der erste Abschnitt sieht eine eindeutig überlegene Dortmunder Borussia, die den Leipzigern
kaum Raum zur Entfaltung lässt und das Spiel eindeutig bestimmt. Das gilt freilich so richtig
nur bis vor den Leipziger Strafraum, denn defensiv behalten die Hausherren zumeist zumindest
insoweit die Kontrolle, dass man keine gegnerischen Chancen zulässt und so bleiben Szenen, wie
nach einer halben Stunde, die Ausnahme, als Andre Schürrle zum Schuß kommt und das Tor knapp
verfehlt. So geht es mit 0:0 in die Pause und der zweite Abschnitt gerät aus Sicht der Gäste zu
einem ziemlichen Desaster. Man zeigt keinerlei überraschende Aktionen und spielt die Partie
in stereotypen Tempo mit klischeehaften Spielzügen runter, so dass es jetzt erst recht keine
Möglichkeiten für den Vizemeister mehr gibt. Fast gibt es doch noch ein Happy End für
schwarz-gelb, als Schürrle in der Schlußphase abzieht, doch das Leder prallt nicht nur von der
Latte zurück, sondern es folgt auch noch ein Blackout in der Defensive der Borussen, die
wohl in Gedanken schon beim anstehenden ersten Champions League Spiel in Warschau sind und
so kurz vor Schluß einen Spielzug zulassen, der mit dem Siegtor für RB endet - erzielt
von Naby Keita, der nach Querpass von Oliver Burke am Fünfmeterraum frei zu Schuß kommt.
Wie gesagt boykottiert ein Großteil der aktiven Dortmunder Fanszene das Spiel, wobei es genau
genommen keinen Aufruf zu einem Boykott gegeben hat, sondern einen eher unverbindlichen Aufruf,
statt nach Leipzig zu fahren die für 18:30 angesetzte Partie gemeinsam im Stadion Rote Erde per
Netradio zu verfolgen, in dem zuvor die zweite Mannschaft des BVB mit dem Wuppertaler SV einen
traditionsreichen Gegner empfangen hat. Ausverkauft ist die Partie allerdings trotzdem und sie
startet mit einer recht gelungene Choregraphie der Heimmannschaft, die ganz im Zeichen der
Tradition ist und von daher auch als Provokation empfunden werden könnte. Mangels eigener setzt
man auf die Tradition des Stadions - "60 Jahre alt und endlich wieder erstklassig" heißt es,
womit sich der RBL-Anhang natürlich irgendwo als Nachfolger von Lokomotive/VfB Leipzig darstellt,
das an dieser Stelle am 7.5.1994 das letzte Bundesligaspiel ausgetragen hat (2:3 gegen
Bayer Leverkusen). Genau betrachtet handelt es sich allerdings auch hier um ein neues
(Plastik?)-Produkt, denn das Zentralstadion wurde ab 2000 abgerissen und komplett neu errichtet
und hat nichts mehr mit dem Stadion gemein, in dem sich der VfB aus der Erstklassigkeit
verabschiedet hatte. Geblieben ist nicht einmal der Name, denn offiziell kickt man heute in
der - große Überraschung - Red Bull Arena.
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