Kap Verde vs. Kamerun 2:0 |
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08.09.2012, Estádio da Várzea, Qualifikation ACN 2013 |
Nachdem die heutige Inselrepublik Kap Verde am 5.7.1975 unabhängig von Portugal geworden war, hatte man
1979 sein erstes, inoffizielles Fußballänderspiel und unterlag mit 0:3 gegen Guinea-Bissau. Ein
offizieller Fußballverband wurde allerdings erst 1982 gegründet und 1986 in die FIFA aufgenommen.
Die aktuelle Qualifikationsrunde für die Afrikameisterschaft
2013 in Südafrika ist wegen der kurzen Zeitspanne auf zwei KO-Runden gestrafft worden - man geht mit dem Turnier von den geraden in die
ungeraden Jahre, um nicht mehr im Jahr der Weltmeisterschaft im Januar den ACN auszutragen - so daß nur ein Jahr Zeit bleibt. In der ersten dieser
Runden konnte sich Kap Verde im Inselduell mit 4:1 und 3:0 gegen Madagaskar behaupten, und so hat man jetzt
die große Chance, sich für eine ACN-Endrunde zu qualifizieren. Allerdings müßte man dafür einen sehr
dicken Brocken aus dem Weg räumen, denn es geht gegen Kamerun, das viermal den Afrika-Cup gewinnen
und 1990 als erste afrikanische Mannschaft überhaupt das Viertelfinale einer Weltmeisterschaft erreichen konnte.
Zuletzt war freilich der Lack etwas ab bei den "Unzähmbaren Löwen" aus Kamerun. Die Qualifikation zum Afrikacup
2012 verpaßte man klar gegen den Senegal, und in der Weltrangliste liegt man auf Position 61 um nur noch vier Plätze
besser als der heutige Gegner, so daß ein Erfolg von Kap Verde vielleicht gar keine so große Sensation wäre - auch
in der ersten Runde der Qualifikation blieb Kamerun bei zwei 1:0-Erfolgen gegen Guinea-Bissau eher farblos und den
Beweis seiner Klasse schuldig.
Tatsächlich zeigen die Gastgeber von Beginn an keinen Respekt vor dem großen Namen und spielen munter mit, nachdem
sie bereits in der ersten Minute um ein Haar in Führung gehen. Das holt Kap Verde schließlich nach einer guten
Viertelstunde nach, als die Abwehr von Kamerun völlig neben sich steht und nach einem Eckstoß von links Ricardo
völlig frei zum Kopfball kommen läßt, der das Leder im langen Eck des Gästetors unterbringt. In der Folge bemüht
sich Kamerun, das Ergebnis zu korrigieren, aber die Hausherren leisten konzentrierte Abwehrarbeit und bügeln so
auch manchen Fehler ihres nicht immer sicher agierenden Torhüters aus. Sein Gegenüber strahlt auch nicht
gerade Sicherheit aus und ist dann auch der Vater des zweiten Gegentors für Kamerun, als er nach einer guten Stunde
einen nicht sonderlich scharf geschossenen Ball von Djaniny durch seine Hände ins Tor rutschen läßt - direkt danach
muß Kap Verde eigentlich das 3:0 machen, schießt aber freistehend über das Tor. Für den Rest der Partie versäumen
es die Kap Verder gegen sichtlich verunsicherte Gegner die Entscheidung herbeizuführen, sondern ziehen es vor, mit
zwei Viererketten das 2:0 zu verteidigen. Das geht am Ende auch gut, aber es stellt sich die Frage, ob das genug sein
wird, denn beim Rückspiel in Yaoundé wird Kamerun sicherlich alles daran setzen, die Blamage eines zweiten ACN ohne die 'Unzähmbaren Löwen' zu vermeiden, die gegen die Nobodys von den Kap Verden umso größer wäre.
Wie so häufig in Afrika zu beobachten, sind zum Anpfiff der Partie bei weitem noch nicht alle Zuschauer im
Stadion - stattdessen setzt sich der Zustrom bis weit in die erste Hälfte hinein fort - und danach ist die
Anlage recht gut gefüllt. Bis auf ein paar Kameruner in der Ehrenloge - einer davon startet kurz nach Anpfiff
ein kleines Handgemenge mit einem Einheimischen und wird erst einmal zur Befragung durch die Polizei herausgebracht,
darf aber später zurückkehren - ist die Anlage fest in der Hand der Heimfans. Die präsentieren zum Intro ein
paar Fahnen, wobei einige mit in Landesfarben geschminkten Gesichtern erschienen sind. Überall werden
die Pappfahnen eines Sponsors geschwenkt, der das Maskottchen des Fußballteams der Kap Verden zeigt, einen
Blauhai passend zum Spitznamen des Teams Tubarões Azuis - eben Portugiesisch für "die Blauhaie". Danach feuert
man durchgängig mit Getrommel an, und gegen Ende der Partie gibt es auch Sprechchöre, bei denen auf drei kurze Rufe in Form eines
"Uh!", ein langgezogenes "Aaahhh!" folgt. Spätestens nach dem 2:0 gibt es kaum noch ein Halten, und die
Fans auf der Tribüne gehen richtig gut ab, bis nach dem Schlußpfiff die Mannschaft an die Tribüne kommt und die
Stimmung einen weiteren Höhepunkt erreicht.
Das Estádio da Várzea ist nach dem Stadtteil der Kap Verdischen Hauptstadt Praia benannt, in dem es
gelegen ist. Hier finden neben Spielen von Vereinsmannschaften, u. a. Sporting Clube da Praia und CD Travadores,
auch die Heimspiele der Nationalmannschaft statt - noch, wie man sagen muß, denn aktuell entsteht außerhalb von
Praia an der Ausfallstraße in Richtung Pedra Badeja ein neues Nationalstadion, das wie in Afrika schon fast als
üblich zu bezeichnen ist, von China entworfen und gebaut wird. Das Estádio da Várzea kommt als kleiner Allseater
mit einer Kapazität von 8000 Plätzen daher,
bei dem es sich um ein reines Fußballstadion mit einer mit Kunstrasen ausgestatteten Spielfläche handelt.
Ausgebaut sind hier alleine die Längsseiten, wobei die Haupttribüne über eine kleine Überdachung verfügt,
zum Großteil aber, wie die komplette Gegentribüne, nicht wettergeschützt ist, was dazu führt, daß während der von
Dauerregen begleiteten Partie immer wieder die Schirme aufgespannt werden. Der größte Vorteil des Estádio da
Várzea gegenüber seinem designierten Nachfolger ist sicherlich die zentrale Lage unweit des Hochplateaus mit
dem historischen Zentrum Praias. Die Einwohner Praias dürften vom dem geplanten Umzug auch schon deshalb nicht
so begeistert sein, da es hier diverse und gern genutzte Möglichkeiten gibt, das Spiel von außerhalb des Stadions
kostenlos zu verfolgen, zum Beispiel vom genannten Hochplateau aus oder von den Dächern der umliegenden Häuser.
Zur Ausstattung der Anlage gehört schließlich noch eine - am Ende der Partie eingeschaltete - Flutlichtanlage, sowie eine - theoretisch elektrische, aber heute völlig ungenutzte - Anzeigetafel hinter einem Tor.
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