FK Jablonec vs. Marila Pribram 0:2
FK Jablonec

FK Jablonec
vs.
Marila Pribram 0:2

Marila Pribram




Tschechischer Fußballverband





Letztes Spiel: FSV Budissa Bautzen vs. Kickers Markkleeberg 29.11.2003, Strelnice, Gambrinus Liga
Nächstes Spiel:  Hansa Rostock vs. Borussia Dortmund

Ticket
2900 Zuschauer

Mit dem FK Jablonec und dem FK Marila Pribram treffen am 16. Spieltag der tschechischen Gambrinus Liga zwei Teams Strelnice - Eingangsbereich aus dem unteren Tabellenfeld aufeinander, bei denen es sich um unmittelbare Tabellennachbarn handelt und beide brauchen am heutigen Spieltag Zähler, um Abstand zur Abstiegszone zu wahren. Pribram ist mit drei Punkten Vorsprung auf den vorletzten Platz, auf dem man am Ende die Liga verlassen muß, etwas stärker unter Druck, aber auch die fünf Punkte Abstand des FK Jablonec lassen sich kaum als komfortabler Vorsprung bezeichnen. Die Gastgeber aus dem nahe dem deutsch-tschechisch-polnischen Dreiländereck gelegenen Jablonec nad Nisou (nicht zu verwechseln mit dem nur 30 km entfernten Jablonec nad Jiserou) konnten in der CSSR nur von 1974 bis 1976 zwei Spielzeiten lang in der ersten Liga spielen, gehören aber in der Tschechischen Republik zu den halbwegs festen Größen, wobei immerhin ein Pokalsieg im Jahre 1998 heraussprang. Auch in der Fußballgeschichte Deutschlands taucht die Stadt auf, wo während der Besetzung Tschechiens durch das faschistische Deuschland von 1939 bis 1945 die Nationalsozialistische Turnergemeinde Gablonz in der Gauliga Sudeten kickte, bis die NTSG nach Kriegsende aufgelöst wurde. Marila Pribram ist ein sehr junges Team und existiert erst seit 1996, allerdings ist einer der Vorgängerclubs der traditionsreiche FK Dukla Prag, der mit zehn Meisterschaften und neun Pokalsiegen hinter Sparta der zweiterfolgreichste Club der Historie der CSSR ist. Besonders populär war der 1945 gegründet Armeeclub freilich nicht und so begann ein scheinbar unaufhaltsamer Abstieg, als die Armee Mitte der 90er Jahre keine Mittel mehr für Dukla aufwendete. Als Dukla in der zweiten Liga angekommen war und zudem vom Lizenzentzug bedroht wurde, sorgte der damalige Besitzer für die Fusion mit dem damaligen FC Pribram. Zunächst spielte man weiter als Dukla Prag, zog dann aber 1997 nach Pribram, wo man sich erst nur FK Dukla und später Dukla Pribram nannte, bevor das Team im Jahr 2000 den Namen des Sponsors und Nahrungsmittelproduzenten Marila in den Vereinsnamen aufnahm.

Am heutigen Tag versuchen die Gastgeber das Spiel zu machen, doch so recht gelingen will ihnen das in keiner Phase des Spiels. Zwar Strelnice - Haupttribüne belagert man mehr oder weniger das Tor von Pribram, doch die Gäste machen die Räume geschickt eng und die Mittel des FK Jablonec reichen selten aus, echte Torchancen zu produzieren. Marila Pribram wartet erstmal ab und wagt sich nur selten in die Nähe des Strafraums der Hausherren, doch nach etwas mehr als einer halben Stunde ist es einer der Konter der Gäste, der das erste Tor bringt und somit wohl schon fast eine Art Vorentscheidung für die Partie herbeiführt. Bis zur Pause wandelt sich das Bild nicht sonderlich und auch die Unterbrechung verleiht dem Spiel der Hausherren wenig Impulse. Zwar steigt die optische Überlegenheit noch ein wenig an - vielleicht auch, weil sich die Gäste noch weiter zurückziehen als beim Stand von 0:0 -, aber auf Chancen für Jablonec wartet man weiter nahezu vergeblich und kommt der Ball dann doch mal dem Gästetor etwas näher, verpufft auch das wirkungslos. Stattdessen nutzen die Prager Vorstädter - man ist nur 50 km aus seiner früheren Heimatstadt weggezogen - acht Minuten vor Schluß ein weiteres Mal eine Konterchance und sorgen so für den späteren Endstand von 0:2. Leztendlich setzt sich eine clevere Strategie durch, aber es ist auch eine, die für den Zuschauer nicht besonders attraktiv ist. Als richtig ärgerlich wird man die Mauertaktik von Marila Pribram wohl empfinden, wenn man Fan des Gegners ist - wer kennt es nicht, daß sich das gegnerische Team 90 Minuten hinten rein stellt und am Ende mit den Punkten im Gepäck das Stadion verläßt?

Strelnice - Gegenseite Die Zuschauer gehören bis auf einige wenige Handvoll von Gästefans geschlossen zum FK Jablonec, wobei es einen kleinen vom Rest des Stadions abgetrennten Fanblock gibt, genau wie auch der Gästeblock vom Rest der Anlage abgetrennt ist. Optischer Support ist bis auf ein paar Fahnen kaum wahrzunehmen, aber gesungen wird in Jablonec recht durchgängig, wobei immer wieder der Teamname auftaucht, der Rest aber aus verständlichen Gründen für deutsche Besucher nicht unbedingt erschließbar ist. Auch die Fans von Marila Pribram üben sich immer wieder im Gesang, besonders steigt die Stimmung natürlich mit den Treffern, als sich abzeichnet, daß die Gäste am heutigen Tag in der Tabelle an ihren Gastgeber vorbeiziehen werden. Alles in allem genießt man die Partie allerdings dann doch eher ruhig - wer beispiellose Stimmung sucht, wird in Jablonec wohl kaum das finden, worauf er aus ist. Da sollte man sich schon eher auf einen gemütlichen Fußballabend in angenehmer Atmosphäre einstellen, die aber auch nicht ganz frei von Support ist.

Sehr gut gefallen kann das Stadion Strelnice, dessen unbestrittenes Sahnestückchen die sicherlich nicht ganz neue Tribüne mit Strelnice - Seitenansicht der Haupttribüne ihrer sehenswerten Dachkonstruktion ist. Für die Zuschauer, die sich hier niederlassen, ist diese Konstruktion mit ihren rechteckigen Stützpfeilern im Sitzbereich sicher auch mit Nachteilen verbunden, aber anzusehen ist das Holzdach mit seiner hochgezogenen Kante wirklich sehr schön. Diese Tribüne ist oberhalb eines Bereiches mit Stufen untergebracht, die offensichtlich früher mal Stehplatzbereich waren, heute aber mit blauen und grauen Sitzen ausgestattet sind. Eine zweite Tribüne ziert die Gegenseite, wobei es sich dabei um ein deutlich moderneres, aber auch prosaischeres Bauwerk handelt, dessen Dach ohne Stützpfeiler auskommt und die ebenso wie die alte Tribüne gegenüber mit grauen und schwarzen Sitzen mit Rückenlehnen ausgestattet ist. Stehtraversen gibt es hinter dem einen Tor, die sind jedoch größtenteils gesperrt und nur in den beiden Fanbereichen, die als schmale Bänder mit Zäunen abgegrenzt sind, finden sich hier Zuschauer. Der andere Hintertorbereich ist ohne Ausbau, dafür hat man hier eine Digital-Anzeigetafel untergebracht, auf der die wichtigsten Informationen zum Spiel eingeblendet werden und zwischendurch nahezu durchgängig Animationen gezeigt werden, meistens ein trompetendes Männchen oder klatschende Hände. Über eine Laufbahn verfügt das Stadion Strelnice übrigens auch und für Beleuchtung ist ebenfalls gesorgt, wobei die geraden Flutlichtmasten mit ihren riesigen Strahlerbereichen (je 7 x 8 Scheinwerfer sind hier untergebracht) eher neueren Datums zu sein scheinen, aber auch etwas von typischem “Ostblock-Flutlicht” haben. Die Abgrenzung des Spielfeldes zum Zuschauerraum besteht übrigens originellerweise aus einer kleinen Mauer mit grauen Steinen.


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