TSG Hoffenheim |
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16.12.2016, Rhein-Neckar-Arena, Bundesliga |
Bis zu dieser Spielzeit galt die TSG Hoffenheim traditionell orientierten Fußballfans als das
Synonym für modernen Fußball - zumindest auf die Bundesliga bezogen -, aber das hat sich mit dem
Aufstieg der von einem Energydrinkhersteller gesteurten RasenBaller aus Leipzig geändert. So
könnte man in Sinsheim aufgeatmet haben, nicht mehr das Feindbild Nummer eins zu sein, aber vielleicht
muss man auch erkennen, dass man nicht "die Zukunft" ist, wie die Anhänger des Clubs einst auf Transparenten
bekundeten, sondern im Vergleich zu dem eiskalt von einem Großkonzern gesteurten Aufsteiger dasteht
wie ein reich gewordener Dorfclub, denn sportlich war zuletzt Mittelmaß bis Abstiegskampf angesagt und
man hat sich mit schon fast liebenswert tollpatschig naivem Verhalten immer wieder lächerlich gemacht,
z. B. wenn Großsponsor Dietmar Hopp ernsthaft nach Beleidgungen mit den gegnerischen Fans
über seine Mutter
diskutieren will, jemand aus seiner Gefolgschaft "ohne Wissen des Vereins" gegnerische Fans
mit einer
Lärmattacke
zum Schweigen bringen will oder in den Medien diskutiert wird,
Hopp ließe sich
schlecht beraten zu sportlich fragwürdigen Spielertransfers bewegen.
Zumindest die sportlichen Verwerfungen sind bei der TSG allerdings zur Zeit vergessen,
denn man ist erstmalig seit Jahren wieder oben dabei und spielt bislang um die Europapokalplätze mit.
Mit 26 Zählern aus 14 Spielen belegen die Kraichgauer aktuell Platz 4, also den Qualifikationsplatz
zur Champions League. Damit sind sie auf der Position, die für den BVB das absolute Mindestziel der
Saison darstellt, auf den den Dortmundern zur Zeit aber jeweils zwei Plätze und Zähler fehlen. Um doch
noch dort - oder besser - überwintern zu können, soll heute also ein Sieg her, aber diese Ziel wird
schnell torpedierst, als schon nach drei Minuten die Dortmunder Hintermannschaft samt Torhüter Weidenfeller
neben sich steht und das 1:0 durch Mark Uth kassiert, der nach einem weiten Pass von Benjamin Hübner
völlig frei vor dem schlecht positionierten Goalie auftaucht. Nach elf Minuten fällt zwar der Ausgleichstreffer,
aber die erneute Heimführung lässt nicht lange auf sich warten, als Sandro Wagner nach einer Ecke gegen den
erneut völlig indisponierten Weidenfeller trifft - allerdings vorher einen Gegenspieler umgestoßen hat. Noch
mehr diskutiert werden wird später eine Szene, an der der Schwarz-Gelb grundsätzlich selbst schuld ist, denn aus
einem BVB-Freistoß resultiert ein Konter, der zum Platzverweis von Marco Reus führt, der sich gegen Amiri
bereits gelbverwarnt nur mit einem Foul helfen kann - allerdings soll auch der Hoffenheimer zuvor mit nicht
ganz legalen Mitteln gegen Reus vorgegangen sein. Mit diesem Ergebnis geht es in die Halbzeit und im
zweiten Abschnitt krempelt der BVB in Unterzahl die Ärmel hoch. Man liefert ein jetzt gutes Spiel ab, das
kurz nach der Halbzeitpause mit dem erneuten Ausgleich von Pierre-Emerick Aubameyang belohnt wird, der
das letzte Tor der Partie bleiben soll. Eine Schreckminute gibt es freilich noch für den BVB, als mit
Ousmane Démbelé der zuletzt meist auffälligste Stürmer der Westfalen und heutige Torvorbereiter verletzt
vom Platz muss - doch die zunächst schwer erscheinende Verletzung erweist sich als "Pferdekuss", so dass
man im Nachhinein zumindest in dieser Beziehung beim BVB aufatmen kann, sportlich aber nach dem Remis
bestenfalls weiter auf der Stelle tritt, wenn nicht gar ins Mittelfeld der Tabelle abzusinken droht.
Mit den Anhängern von Borussia Dortmund sind heute die Fans nach Sinsheim gekommen, an denen sich ein
Großteil der im Eingang beschriebenen Konflikte - und mehr - entzündet hat, auch wenn sich die Dortmunder
damit nur zur Speerspitze einer größeren Bewegung von Traditionalisten gemacht haben. Die Lärmattacke der
TSG hat man beim nächsten Spiel ironisch kommentiert, indem man in der Hopp-Beschimpfung einen Buchstaben
varriert und den Milliardär als "Sohn einer Hupe" bezeichnt hat, heute bewegt man sich wieder im Alphabet
nach vorne und kehrt zu der ursprünglichen Version zurück. Dabei wird es dann auch schonmal laut im
Gästeblock, genauso wie einmal, als zur Melodie von "Im Wagen vor mir" beteuert wird, dass man "Borussia
Dortmund" "auch in den schweren Zeiten" "egal wohin es geht" folge, womit man wohl exakt beim heutigen
Spiel ist, denn sportlich läuft es wie gesagt in der Bundesliga speziell auswärts nicht sonderlich gut
bei Schwarz-Gelb und eine Freitags-FahrtS nach Sinsheim, bei der man sich bei Minustemperaturen in der
Provinz im Gästeblock tummelt, gilt den meisten BVB-Fans nicht als Idealvorstellung einer Fußballtour.
Hoffenheim-Fans sind auch im Stadion - unter einem Banner mit der Aufschrift "Südkurve Hoffenheim", fallen
aber eher noch weniger auf als die Auswärtsfans, die außerhalb der beschriebenen Szenen nur sporadisch
und meist in kleiner Anzahl ihre Gesänge zum Besten geben.
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