Eintracht Braunschweig |
maps.google.de wikipedia Blau-Gelb Brunsvica www.wirsindeintracht.de |
fußballdaten.de fußball.de kicker.de |
schwatzgelb.de Desperados The Unity fotos-kirsche.de |
31.01.2014, Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße, Bundesliga |
Als der Braunschweiger Turn- und Sportverein Eintracht von 1895 zur aktuellen Spielzeit in die Fußball Bundesliga
aufgestiegen ist, konnten die meisten Anhänger der Niedersachsen ihr Glück kaum fassen, denn vor der
Saison hatte so gut wie niemand den BTSV auf dem Zettel der Aufstiegskandidaten gehabt. So herrschte
dann auch alles andere als Optimismus, und die wenigsten gingen davon aus, in der Bundesliga ernsthaft
mithalten zu können. Von daher müßte man in Braunschweig eigentlich halbwegs mit dem bisherigen Saisonverlauf
zufrieden sein, denn man steht zwar nach dem 18. Spieltag der Bundesliga auf dem letzten Platz, aber alles
andere als abgeschlagen und hat von daher noch gute Aussichten auf den Klassenerhalt, auch wenn die Konkurrenz
zur Zeit die Nase vorne hat. Der heutige Gegner von Borussia Dortmund kommt als Vizemeister und
Champions-League-Finalist ins Eintracht-Stadion, ist aber angeknockt, denn die Schwarz-Gelben konnten in
ihren letzten sechs Spielen gerade einmal einen Sieg und fünf Zähler erringen - genauso viele wie im gleichen
Zeitraum ihr heutiger Gegner. Allerdings hat auch die Konkurrenz nicht nur geglänzt, und der BVB könnte am
heutigen Freitag mit einem Sieg bis auf einen Zähler an den Tabellenzweiten Leverkusen heranrücken - nur
Spitzenreiter Bayern München ist mit weiteren 13 Zählern mehr der Konkurrenz enteilt. Aber die Hausherren
bräuchten die Punkte ebenso dringend, denn das brächte sie zumindest bis morgen dem Relegationsplatz nahe -
auf nur noch einen Punkt Rückstand, und auch ein Nichtabstiegs-Platz ist nur einen weiteren Zähler weg...
Die Braunschweiger stellen schnell klar, daß sie auf die aktuelle Tendenz geschaut haben und nicht auf
die Tabelle, als sie die Taktik festgelegt haben und daß sie nicht gewillt sind, den BVB kampflos seine
Serie von vier Spielen ohne Sieg - der letzte war beim Auswärtsspiel in Mainz am 30.11.2013 - beenden
zu lassen. Die Niedersachsen spielen schnell nach vorne, und mancher dürfte meinen, daß es der BTSV
ist, der heute im schwarzen Ausweichtrikot spielt und nicht der Vizemeister. In den ersten zwanzig
Spielminuten hat die Eintracht nicht weniger als fünf mehr oder weniger gute Torchancen, während vom
BVB überhaupt nichts zu sehen ist. Danach rappeln sich die Dortmunder auf, sind jedoch zunächst nur
bei Standards etwas gefährlich. So stellt es den Spielverlauf doch einigermaßen auf den Kopf, als
nach einer guten halben Stunde Pierre-Emerick Aubameyang mit eben jenem zur Stelle ist, um den BVB nach
Zuspiel von Robert Lewandowski in Front zu bringen. Mit diesem Ergebnis geht es auch in die Pause, nach
der Borussia Dortmund erst einmal langsam macht und dem Aufsteiger die Partie überläßt, der schließlich
etwas glücklich ausgleicht, als ein verunglücktes Zuspiel zum genialen Schachzug wird und Benjamin Kessel
erreicht, der nur noch den Fuß hinzuhalten braucht. Die Entscheidung bringt schließlich bezeichnenderweise
ein Konter, bei dem Marco Reus nicht richtig angegangen wird und auf Aubameyang spielen kann, der sein
zweites Tor der Partie erzielt. Daß es die Entscheidung ist, steht lange noch nicht fest, denn im
Anschluß werden noch reihenweise beste Chancen vergeben - jetzt doch etwas mehr für den BV Borussia, bevor
Schiedsrichter Marco Fritz die Partie beendet.
Auf Heimseite gibt es zum Intro eine Fahne mit dem Konterfei eines bärtigen Mannes, den wohl nicht jeder
im Stadion sofort erkennt, was aber mit Spruchbändern mit Aufschrift "Konrad Koch hat es als erstes erkannt -
Fußball ist weltoffen und tolerant" aufgeklärt wird: Es handelt sich um den Braunschweiger Lehrer
Wilhelm Carl Johann Konrad Koch, der 1874 das Fußballspiel in Deutschland einführte und damals
das Spielgerät noch aus England kommen lassen mußte. Nachdem letzteres heute rollt, gibt es von beiden
Seiten ganz anständigen Support, die Braunschweiger lassen noch einmal ein Spruchband sehen, auf dem es
selbstbewußt "Dortmund vernaschen" heißt, was ja heute tatsächlich durchaus im Bereich des möglichen
gewesen wäre. Auf Dortmunder Seite wird im Block durchaus einiges an Kritik deutlich, vor allem an dem
erneut indisponierten Henrikh Mkhitaryan, der im Mittelfeld vor allem durch Fehlpässe auffällt, aber
nach außen hin präsentiert man sich als Einheit und sorgt für Unterstützung der Mannschaft. Am Ende wird
natürlich bei den Gästen gejubelt, wobei man sich wenig Illusionen darüber macht, daß der heutige Sieg
ein sehr glücklicher war und das Spiel der eigenen Mannschaft den Ansprüchen, ein Spitzenteam zu sein,
nicht gerecht wurde.
Das Eintracht-Stadion ist mit seinen 25540 Plätzen die zweitkleinste in der Bundesliga genutzte Anlage,
wobei einem anderen Punkt ein Alleinstellungsmerkmal aufweist, denn kein anderes Stadion versprüht
einen so altmodischen Charme wie das in Braunschweig, obwohl es inzwischen komplett überdacht ist, seitdem
2009 auch die Nordtribüne mit einem Wetterschutz versehen wurde und zumindest in diesem Punkt als modernes
Stadion gelten kann. Sehr traditionell ist dagegen die Gestaltung als Mehrzweckanlage mit Laufbahn, auch
die Aufteilung in 13700 Sitzpläzte und 12300 Stehpläzte entspricht kaum dem, was sich Fußballfreunde
gemeinhin erhoffen. Bis 1980 hatte das Stadion bereits Eintracht-Stadion geheißen, danach wurde es von der
Stadt Braunschweig übernommen und in Städtisches Stadion an der Hamburger Straße umbenannt. 2008 wurde
der Name an eine Gruppe von fünf Sponsoren abgegeben, die dieses Recht - wohl auch das einmalig - nutzte,
um dem Stadion wieder seinen Traditionnsnamen zu geben. Übrigens wurde an der Hamburger Straße auch schon einmal
ein DFB-Pokalfinale ausgetragen - 1955 trafen sich hier der Karlsruher SC und der S04, wobei die
Badener mit 3:2 die Oberhand behielten.
|