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24.07.2004, Westfalenstadion, UI-Cup |
Eine der beiden eisernen Regeln, die bisher im Europapokal für Spiele zwischen Borussia Dortmund und Vetretern
des Königlich-Belgischen Fußballverbandes galten, wird heute gebrochen werden: noch nie konnten die Borussen gegen
eine Mannschaft aus Belgien die nächste Spielrunde erreichen, aber die Heimspiele gegen die Belgier wurden sämtlich gewonnen.
Beides zusammen geht jetzt freilich nicht mehr, denn nach dem 1:0-Erfolg im Fenixstadion von der Vorwoche reicht dem Heimteam
heute sogar schon ein Remis, um in die vierte Runde des UEFA-Intertoto-Cups einzuziehen. Und nach dem Auswärtssieg stehen den
Gelb-Schwarzen natürlich alle Türen offen, so daß niemand wirklich mit einem Ausscheiden rechnet, auch wenn Hinspiel-Torschütze Odonkor im Stadion-Magazin warnt, daß man zwar "eine gute Ausgangslage für das Rückspiel" habe, aber "nicht denken" dürfe, daß man "schon durch" sei. Tatsächlich haben schon in der Vorwoche zwei Fanclubs des BVBs Reisen nach Portugal angeboten, wo nach einem 4:1-Auswärtssieg bei Shinnik Jaroslawl mit aller Wahrscheinlichkeit Uni Leiria als nächster Gegner wartet, wobei die größere Gefahr für das Nichtzustandekommen der Tour offensichtlich eher in einer zu schwachen Teilnehmerzahl gesehen wird als in einer sportlichen Pleite.
Das Spiel freilich zeigt, daß die beiden Mannschaften eher an den zweiten Abschnitt der Vorwoche anknüpfen, in der der Racing Club die
überlegene Mannschaft war und die Gäste nur mit viel Glück und einem gut aufgelegten Torhüter Guillaume Warmuz den Vorsprung halten konnten. Diesmal ist aber auch der Franzose machtlos, als Madouni nach 13 Minuten bei einer hohen Flanke schlecht aussieht und der Genk-Stürmer de Camargo nahezu unbedrängt zur Führung der Belgier einköpfen kann. In der Folge ist die Mannschaft des BVB endgültig verunsichert und findet nicht wieder ins Spiel, so daß es bei diesem Spielstand bleibt, bis man unter dem gellenden Pfeifkonzert des Heimpublikums in die Pause geht. Nach der präsentiert sich die BVB-Mannschaft etwas aktiver, aber echte Chancen bleiben weiterhin Mangelware und so ist es bezeichnend, daß der Ausgleichstreffer für Gelb-Schwarz nach 55 Minuten aus einer Standardsituation folgt, als der heute ansonsten eher blasse Dede einen Freistoß von Oliseh gekonnt annimmt und über die Linie bugsiert. Danach ist die Partie recht offen, wenn auch weiter auf eher schwachem Niveau und es gibt Chancen auf beiden Seiten. Bis zur 85. Minute sieht es so aus, als sollte dem BVB heute eine schwache Leistung reichen, um in die nächste Runde des Cups zu kommen, dann führt ein erneuter Abwehrfehler durch den absolut katastrophal spielenden Kringe zu einer erneuten Kopfballchance für de Camargo, der die Partie endgültig kippt und dafür sorgt, daß der KRC Genk unter Beanspruchung der Auswärtstor-Regel als Sieger über zwei Partien vom Feld geht.
Vielleicht 1000 Belgier haben die Limburger ins gut 200 Kilometer entfernte Dortmund begleitet und machen von Anfang an recht gut
Stimmung, auch wenn sie sicherlich zunächst nicht unbedingt damit rechnen, daß ihre Mannschaft die Hinspielniederlage umdrehen kann. Spätestens nach dem 1:0 übernehmen die belgischen Fans dann auch die Stimmungshoheit und schreiben den BVB-Anhängern "You only sing when you're winning" und "t is still aan de overkant" ins Gebetbuch, nachdem der BVB-Anhang doch etwas leiser geworden ist, der zuvor ein Intro mit der üblichen Doppelhalter- und Fahnenorgie geboten und lautstark supportet hat, inklusive der von Spiel zu Spiel lauter werdenden Doppelgesänge auf "Be-Vau-Behe!" zwischen der Südtribüne und den angerenzenden Diagonalen und Seitentribünen. Bis zur Halbzeit hat die Mannschaft dann aber ihren Kredit bei den Fans verspielt. Nach dem endgültigen Schlußpfiff feiern die Belgier ihr unverhofftes Weiterkommen und präsentieren auf Deutsch den Spruch, den die Fans fast jeder europäischen Mannschaft im Repertoire haben, wenn sie gegen einen Bundesligisten gewinnen: "Auf Wiedersehen!". Währenddessen holen sich die Borussia-Spieler, die sich trotz allem zur Südtribüne wagen, ein weiteres Pfeifkonzert ab und noch lange nach dem Abpfiff sitzen bedröppelte BVB-Anhänger im Block, die sich wohl auch Gedanken dazu machen, ob die Aussage des Managements stimmt, daß man nie mit UEFA-Cup-Geldern kalkuliert habe, oder ob demnächst bekannt wird, daß ein weiterer hochkarätiger Akteur vom Kaliber der heute noch nicht wieder einsatzfähigen Tschechen Koller und Rosicky abgegeben wird und so die sportliche Zukunft des BVB noch ungewisser wird.
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