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Boavista FC |
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Record O Jogo Portugiesischer Fußballverband |
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23.02.2004, Estádio do Bessa, Superliga |
Der Boavista Futbol Clube hat sich in den letzten Jahren zu einem ernstzunehmenden Lokalrivalen für den FC Porto entwickelt und
konnte sogar einmal in der Saison 2001/2002 die Meisterschaft Portugals erreichen und so zum erst achten Meister überhaupt in der Geschichte des Landes werden, in dem die Übermacht der großen Drei Benfica Lissabon, Sporting Portugal und eben diesem FC Porto geradezu übermächtig ist, die 74 von insgesamt 82 ausgespielten Titeln unter sich aufteilen konnten. Auch im Europapokal sind die schwarz-weiß karierten Vorstädter nahezu durchgängig präsent, wo sich zum Beispiel die Anhänger des zweimal an Boavista gescheiterten BVB nicht so gerne an das Está dio do Bessa erinnern und man im letzten Jahr erst im Halbfinale des UEFA-Cups am Celtic FC scheiterte. In der Liga war das Abschneiden von Boavista in der Vorsaison dagegen mit dem neunten Platz nicht allzu gut, doch in der laufenden Spielzeit soll es wieder für einen Platz im internationalen Geschäft reichen, bei einem Platz Rückstand auf einen UEFA-Cup-Platz ein durchaus noch erreichbares Ziel. Einen Platz hinter Boavista ist dann schon der heutige Gegner vom FC Rio Ave zu finden, der auch noch als Lokalrivale von Boavista durchgehen kann, ist das Team doch in dem an der Mündung des Flusses Rio Ave, der ihm den Namen gibt, gelegenen Städchen Vila de Conde zu Hause, wo man seit 1939 an den Start geht und seit der Saison 1979/80 immer mal wieder seine grün-weißen Farben in der Eliteliga vertritt und bis heute ein Fahrstuhlteam geblieben ist, das zwischen den oberen beiden Spielklassen hin und her pendelt. Dieses Jahr sollten die Gäste die Klasse wohl halten können, bei vier Punkten Rückstand auf Boavista und somit fünf auf einen UEFA-Cup-Platz kann man sich sogar noch Hoffnungen auf Teilnahme am Europapokal der kommenden Saison machen.
Die Ausgangslage für ein gutes Spiel sollte also gegeben sein: zwei direkte Konkurrenten treffen aufeinander, wobei der
Emporkömmling versuchen muß, bei dem etablierteren Team gut auszusehen und so seine Ansprüche zu behaupten, sich auf gleicher Augenhöhe mit dem Ex-Meister zu treffen. Das will in der Anfangsphase freilich nicht so recht gelingen, denn Boavista kommt deutlich besser aus den Startlöchern als der Konkurrent und kann früh erste eigene Chancen erspielen. Nach einer Viertelstunde rettet noch der Pfosten für die Gäste, sieben Minuten später schlägt es dann aber doch bei ihnen ein. Es sieht ganz einfach aus, wie Boavistas Racrado Sousa einen Querpaß aufnimmt, einen Abwehrspieler austanzt und den Ball mit einem strammen Schuß im langen Eck unterbringt und so für Boavistas 1:0-Führung sorgt. Bis zur Pause bleiben die Hausherren das bestimmende Team, auch wenn sie nicht allzu druckvoll nach vorne spielen, sondern eher die Verwaltung ihres Vorsprungs suchen - man ist halt doch eine eher defensiv ausgerichtete Mannschaft. Der mangelnde Vorwärtsdrang rächt sich dann jedoch in Abschnitt 2, sei es wegen einer Predigt des Trainers, sei es, weil Rio Ave in der ersten Hälfte festgestellt hat, daß man im Estádio do Bessa auch nur Fußball von dieser Welt spielt. Die Gäste zeigen sich jetzt viel mutiger, haben die größeren Spielanteile auf ihrer Seite und kommen auch schnell zu guten Gelegenheiten, wobei man am Anfang noch an Boavista-Torhüter oder am Außennetz scheitert. Wenige Minuten vor Schluß - genau gesagt in der 87. Spielminute - schaffen die Gäste dann doch noch den Ausgleich und der ist sicherlich nach der zweiten Hälfte hochverdient und aus Sicht des Boavista FC eigene Schuld, hätte man doch im ersten Abschnitt vielleicht schon alles klar machen können.
Der Besuch bei der heutigen Partie ist alles andere als überzeugend, zumal sich die Leute in dem riesigen Stadion doch ziemlich
verlieren, ist aber im Hause Boavista dann doch eher die Regel. Auch wenn man sportlich in den letzten Jahren sicherlich mindestens die Nummer Drei im Lande war, hat sich das in der Resonanz so gut wie überhaupt nicht niedergeschlagen. Die Schwarz-Weißen sind halt in Porto nur die Nummer Zwei in der Publikumsgunst und das mit weitem Abstand. Das war in den Spielzeiten, als man sportlich vor dem FC Porto stand, nicht anders als jetzt, wo der Lokalrivale wieder die Nase vorne hat. Immerhin haben sich einige Boavista-Fans auf der einen Hintertortribüne eingefunden, wo man mit Transparenten, die Aufschriften wie "Al Dura" und "Panteras Negras Boavista Fans" tragen, auf sich aufmerksam macht und später mit Singen und Trommeln versucht, ein wenig Stimmung aufkommen zu lassen. Auch die Anhänger der Gäste - trotz der Entfernung von nur gut 20 Kilometern nach Vila do Conde nur eine Handvoll an der Zahl - geben sich alle Mühe, ihr Team zu supporten, aber angesichts der gut 90 Prozent freien Sitze gibt das alles nicht mehr als den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein. Boavista wäre wohl gut beraten, zu Ligaspielen größere Bereiche der Anlage zu sperren und so für eine Konzentration der vorhandenen Zuschauer zu sorgen - letztendlich hätte man sein Stadion wohl nie so weit ausbauen sollen, doch das war natürlich mit Blick auf die Europameisterschaft nötig und führt zu einem Problem, das sich das Team nach der EM mit den meisten anderen in den EM-Stadien beheimateten Teams teilen wird.
Noch vor wenigen Jahren mußten die Gästefans bei Boavista mit einer nahezu unausgebauten Hintertorseite vorlieb nehmen, wo es
nur ein paar Stufen gab und man ungeschützt dem Wetter ausgesetzt war. Das ist inzwischen Geschichte, das Estádio do Bessa des Jahres 2004 ist rundum mit doppelstöckigen Tribünen ausgebaut, wobei es auf den Längsseiten zusätzlich eine Art Zwischenrang zwischen den beiden Etagen gibt, wo vier weitere Sitzreihen eingezogen sind, auf einer Tribüne über Einzellogen verteilt. Die Sitze sind zum Großteil in Schwarz und Weiß gehalten, was meist ein Schachbrettmuster ergibt und auf den Hintertortribünen mit einem gelben Schriftzug "Boavista" verziert ist, während auf der Gegenseite eine größere weiße Fläche mit schwarzer Aufschrift "BFC" zu sehen ist. Einige Tribünen sind außerdem mit "Regenbögen" in Rot, Gelb, Grün und Blau verziert und der nicht mit Logen versehene Zwischenblock ist aus irgendeinem Grund in seiner Gesamtheit mit roten Sitzen versehen. Die kastenförmigen Tribünen gehen bis an die Ecken, wo sie an viereckige Türme stoßen, in deren Inneren die Treppenhäuser untergebracht sind. Mit der kastenförmigen Bauweise erinnert die Anlage ein wenig an das Westfalenstadion vor dem letzten Ausbau, die Türme in den Ecken zeigen Parallelen zum Luigi Ferraris in Genua. Flutlichtstrahler sind in den Trägerkonstruktionen oberhalb der Dächer der Längsseiten sowie an vier kleinen, auf die Tribünendächer aufgesetzten Masten untergebracht. Auf der Haupttribüne hat das reine Fußballstadion ein paar völlig kahle Bereiche, wo keinerlei Sitze untergebracht sind und die wohl zur EM zu weiteren Presseplätzen umgewandelt werden sollen. Von außen ist das Estádio do Bessa übrigens völlig verkleidet und erinnert eher an ein Einkaufszentrum als an einen Fußballtempel, wobei zwei Statuen von schwarzen Panthern - die eine in Lauerstellung auf dem Vorplatz, die andere beim Klettern auf eine Säule dargestellt - den Spitznamen des Teams unterstreichen, der auch auf dem Fantransparent der Boavista-Fans präsentiert wurde: Panteras Negras.
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