BvB II vs. FC St. Pauli 0:1

BvB 09

Borussia Dortmund II
vs.
FC St. Pauli 0:1

FC St. Pauli

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Ticket
2367 Zuschauer

"Heute 3 Punkte und alles wird möglich" ist auf einem der Transparente zu lesen, das die Fans am heutigen Tag bei der Partie Westfalenstadion der 2. Mannschaft von Borussia Dortmund gegen den FC St. Pauli an den Zaun des Stadions Rote Erde gehängt haben und ein bloßer Blick auf die Tabelle reicht nicht, um zu klären, ob das eher in Braun und Weiß oder in Schwarz und Gelb zu lesen sein dürfte. Tatsächlich könnten heute beide Kontrahenten mit einem Sieg einen großen Schritt tun, wobei der Blick bei den Kiezkickern aus Hamburg nach oben, der beim BVB-Nachwuchs nach unten gerichtet ist. Daß man als Tabellenelfter noch mit dem Aufstieg liebäugeln kann, ist ungewöhnlich - im letzten Jahr lagen zum gleichen Zeitpunkt der Saison 15 Punkte zwischen diesem Platz und einem Aufstiegsrang -, aber tatsächlich kann der FC St. Pauli heute bei einem Spielgewinn auf zwei Zähler an Fortuna Düsseldorf heranrücken, das bei der aktuellen Tabellenkonstellation aufsteigen würde. Dortmund könnte seinerseits die drei Punkte brauchen, um sich innerhalb der Abstiegsränge nach vorne zu arbeiten und am kommenden Wochenende mit einem Sieg gegen Holstein Kiel vielleicht sogar zum ersten Mal seit längerer Zeit einen Nicht-Abstiegsplatz zu erklimmen.

Die Partie ist recht zerfahren und ohne spielerische Höhepunkte, was auch am schwer bespielbaren Boden liegen mag, der durch einen Westfalenstadion regnerischen Tag aufgeweicht ist und während der Partie immer wieder neues Regenwasser aufnehmen muß. So kommt es kaum zu gefährlichen Szenen und das 0:1 fällt nach einer guten halben Stunde aus heiterem Himmel, als der Ball per Bogenlampe den Weg über BVB-Tormann Pirson findet und sich dann hinter die Linie senkt, bevor Feldspieler Solga das Leder per Kopf zurück ins Spielfeld befördert. So jedenfalls hat der Linienrichter die Szene gesehen und trotz heftiger Proteste der BVB-Spieler schließt sich Schiedsrichter Mark Borsch dieser Sichtweise an, obwohl es so aussieht, als sei sein Assistent der einzige im Rund gewesen, der die Szene so gesehen hat. Spätere TV-Bilder sollen zwar belegen, daß das Leder tatsächlich vor der Torlinie geklärt wurde, aber auch so heißt es 1:0 für die Gäste, die dieses Resultat zunächst in die Halbzeitpause retten und dann auch in der zweiten Hälfte der Partie verteidigen können, obwohl Borussia Dortmund zu ein paar Torchancen kommt und einmal mehr mit dem Referee hadert, als man vergeblich einen Handelfmeter fordert. Ansonsten kann sich vor allem St.-Pauli-Torsteher Borger mehrmals glänzend in Szene setzen und am Ende hat der Goalie einen nicht unbeträchtlichen Anteil daran, daß die Hamburger den Kontakt zur Tabellenspitze halten und am Wochenende gegen die Amateure des SV Werder die Chance haben, endgültig nach oben aufzuschließen.

Wie üblich hat sich eine Kolonie aktiver Dortmund-Fans auf der Haupttribüne aufgebaut - zwischenzeitliche Versuche, die "Singing Area" in Westfalenstadion die Kurve der Roten Erde zu verlegen, wurden inwischen aufgegeben - wo man ein Intro mit diversen Doppelhaltern und Fahnen abliefert und danach für einen ganz brauchbaren Support für seine Farben sorgt. Dem gegenüber haben sich im gut gefüllten Gästeblock auf der Gegenseite weit über 1000 Anhänger des FC St. Pauli eingefunden, die neben dem oben erwähnten "3 Punkte und alles wird möglich"-Transparent, das also in Braun-Weiß zu bestaunen ist, eine größere Menge weiterer Zaun- und Schwenkfahnen im Gepäck haben, wobei von den ersteren allerdings auch eine (“Enfants Terribles”) im Kopfstand aufgehängt ist. Die Gästefans feuern ihr Team durchgängig an und profitieren dabei teilweise vom Echo, das vom benachbarten und wie eine Wand aufragenden Westfalenstadion zurückgeworfen wird. Am Ende ist man auf Seiten der Braun-Weißen natürlich mit dem Ausgang hochzufrieden und feiert sein Team, das nach Abpfiff zum Fanblock kommt, um sich zu bedanken. Angesichts der Durchführung der Partie im Stadion Rote Erde unter sehr unspektakulären Bedingungen - innerhalb des Stadions gibt es die üblichen Absperrungen, außerhalb kann man sich recht frei bewegen - stellt sich allerdings die Frage, warum das heutige Spiel über so lange Jahre als Risikopartie eingeschätzt wurde und unbedingt im Stadion ausgetragen werden mußte.

Das Aussehen des Stadions Rote Erde findet man in diesem Bericht beschrieben, hier soll die kleine Exkursion in die Westfalenstadion Geschichte der Anlage fortgesetzt werden, die an dieser Stelle begonnen wurde. Seit seiner Fertigstellung im Jahr 1926 hatte das Stadion also mangels Heimverein leer gestanden und bis auf acht Spiele in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft von Schalke 04 und einem vom VfB Bielefeld hatte es keine größeren Fußballspiele gegeben. Borussia Dortmund war in dieser Zeit zeitweise in der 2. Bezirksklasse nur der viertbeste Verein der Stadt hinter dem DSC 95 Dortmund, Alemannia Dortmund und dem Dortmunder FV. Als erstes hatte der DSC 95 seine Heimat verloren und mußte im ungeliebten Stadion Rote Erde spielen, 1937 wurde auch der Platz "Weiße Wiese" der Borussia konfisziert - für ein Schwimmbad, wie es hieß, das dann aber erst in den 1950er Jahren gebaut wurde - und der BVB mußte fortan in den bei den Schwarz-Gelben ebenso unbeliebten Dortmunder Südwesten ausweichen, wo das Stadion Rote Erde mitten im Wald lag. Inzwischen war Borussia Dortmund in die neu geschaffene Gauliga - also die oberste Spielklasse - aufgestiegen und so langsam begann man, zum Rivalen der Knappen zu werden. In der Saison 1937/38 kam der BVB zum ersten Remis gegen Schalke, als man nach einem 0:3-Rückstand noch zum 3:3 ausgleichen konnte. Es dauerte bis zur Saison 1943/44, bis es mitten im zweiten Weltkrieg den ersten Sieg gegen die Gelsenkichener gab - ein denkbar knappes 1:0, aber spätestens in der Saison 1948/49 war der aufstrebende Club aus Dortmund aus dem Schatten des Teams herausgetreten, das vom Idol zum Rivalen geworden war, denn man stand zum erstenmal im Endspiel um die deutsche Meisterschaft, zog aber in Stuttgart gegen den VfR Mannheim mit 2:3 den Kürzeren. Über den weiteren Aufstieg des BVB mit weiteren Meisterschaften und unvergessenen Europapokalspielen im Stadion Rote Erde soll bei späterer Gelegenheit berichtet werden.

Ein Teil der Informationen in diesem Bericht stammt aus folgenden Büchern:
Werner Skrentny: Das große Buch der Deutschen Fußballstadien, Göttingen (2001), Verlag die Werkstatt
Gerd Kolbe/Dirk Schulze Marmeling: Westfalenstadion - Die Geschichte einer Fußballbühne, Göttingen (2004), Verlag Die Werkstatt

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