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Voorschoten 97 |
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Niederländischer Fußballverband |
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20.07.2002, Sportpark Adegeest, Testspiel |
Die Verständlichkeit der Strukturen des Niederländischen Amateurfußballs liegt irgendwo zwischen der der
philosophischen Werke eines Adorno und der der allgemeinen Relativitätstheorie. Von daher sind diese Strukturen wohl nichts, was man nicht - entsprechendes Talent vorausgesetzt - nach einem mehrjährigen Studium ansatzweise begreifen könnte, normal talentierten Menschen bleiben sie jedoch weitgehend verschlossen. Was man schnell begreifen kann, ist der Punkt, daß es Sonntags- und Samstags-Amateure gibt und daß beide ein Playoffverfahren haben, um den besten ihresgleichen zu ermitteln. Die beiden Sieger dieser Wettbewerbe spielen schließlich den Amateurmeister in Hin- und Rückspiel aus, eine solche Partie wurde hier ja bereits beschrieben. Das Stadionheft zum heutigen Freundschaftsspiel bringt zumindest insofern weiteres Licht ins Dunkel, daß die Gastgeber Voorschoten 97 sowohl über eine Samstags- als auch über eine Sonntagsauswahl verfügen. Die Samstagauswahl durfte am letzten Dienstag in einem Freundschaftsspiel gegen den NAC ran und spielt laut Stadionheft in der obersten Amateurklasse, die Sonntagsselektion darf am heutigen Samstag gegen den Ehrendivisions-Aufsteiger Excelsior Rotterdam ihr Glück versuchen. Das Team, für das eine Sonntagsauswahl am Samstag aufsteht, hat in den letzten Jahren stets oben mitgespielt, um dann in der Aufstiegsrunde zu scheitern, bevor man es jetzt endlich schaffte, nach 15 Jahren Zweitklassigkeit, wieder nach oben zu kommen. Dort wird man in der nächsten Spielzeit als Abstiegskandidat Nummer eins an den Start gehen und überhaupt wird Excelsior von so manchem nicht so gerne im Oberhaus gesehen, fungiert das Team aus Rotterdam Kralingen doch als Farmteam von Spitzenclub Feyenoord.
Heute spulen die Aufsteiger ein Pflichtprogramm ab, wobei sie die Gastgeber ständig kontrollieren,
ohne jedoch wirklich überzeugen zu können. Immerhin geht man während der ersten Hälfte bereits knapp in Führung, während die Amateure zu keinen nennenswerten Chancen kommen, aber in den meisten Fällen agiert der Erstligist viel zu harmlos, um das Tor der Hausherren ernsthaft zu gefährden. Erst im zweiten Abschnitt wird die Überlegenheit der Rotterdamer größer und am Ende öffnet nicht nur der zu Spielbeginn blaue Himmel seine Schleusen, sondern auch die Abwehr von Voorschoten 97, die mit ihren Kräften sichtlich am Ende ist. Letztendlich kommt Excelsior so noch zu einem 5:0-Sieg, den man mit viel Liebe als standesgemäß bezeichnen kann. Dennoch werden Beobachter der anderen Eliteligisten, sollten denn welche vor Ort gewesen sein, kaum nach Hause berichten, daß man sich vor den Kralingern zu fürchten habe.
Das Publikum in Voorschoten ist - zumindest am heutigen Tag - deutlich in VIPs und Normalbürger unterteilt, wobei die wichtigen Leute mit Zäunen vom gemeinen Volk abgegrenzt sind. Support oder auch nur lautstarke Äußerungen gibt es von den einen ebensowenig wie von den anderen. Man verfolgt das Spiel zwar durchaus interessiert, aber eben ohne übergroße Emotionen zu äußern. Als dann gegen Ende der Partie der Regen einsetzt, verlagert sich ein Großteil des Nicht-VIP- und von daher auch nicht regengeschützten Publikums in die Vereinskneipe von Voorschoten, in der eine Art Disco mit lauter Musik, Lichtanlage und natürlich auch nicht ohne das in Holland wohl unvermeidliche Anton aus Tirol abläuft, die sicher nach dem Abpfiff der Partie noch nicht zuende ist.
Vorschooten 97 verfügt über eine schmucke kleine Anlage, zu der eine kleine Tribüne
gehört, die sich in die vom Spielfeld aus gesehen rechte Ecke einer Längsseite schmiegt und heute für normale Menschen verbotener Bereich ist, gibt es doch die zugehörigen Tickets nicht mal an der Tageskasse. Hinter der zugehörigen Torauslinie befindet sich ein Gebäude, in dem die VIPs offensichtlich verköstigt werden, während das beschriebene Vereinsheim hinter der einen Längsseite zu finden ist. Etwas ungeschickt ist es, daß auf dieser Seite auch die Trainerbänke aufgebaut sind, die wie so oft in den Niederlanden in gemauerten Unterständen untergebracht sind, so daß die Sicht vom Vereinsheim aus getrübt ist. Auf der Gegenseite wie auch hinter dem anderen Tor ist ebenerdiges Stehen angesagt, wobei das abends angesichts der Flutlichtmasten auch beleuchtet stattfinden kann, auch wenn diese Masten nur über je zwei Strahler verfügen. Eine kleine Anzeigetafel für das Ergebnis gehört auch noch zum Sportpark Adegeest, der übrigens nach dem Voorschotener Stadtteil benannt ist, in dem die Anlage zu finden ist.
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