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MSV Duisburg (A) |
Das MSV im Vereinsnamen des MSV Duisburg steht bekanntlich für Meidericher Spielverein, so daß man beim Besuch der Duisburger Amateure im Stadtteil Mittelmeiderich den Wurzeln des Teams deutlich näher kommt als beim Spielbesuch im Wedaustadion, wo die Profiabteilung des MSV ihrem Geschäft nachgeht. Hier finden sich neben dem Vereinsheim des MSV diverse Sportplätze, unter anderem ein gut ausgebauter Rasenplatz, der rundum mit Steinstufen ausgebaut ist, von denen die Besucher das Spiel verfolgen können und der die eigentliche Spielstätte der Oberligamannschaft der Meidericher ist. Das gilt jedoch nur für Nachmittags-Spiele, denn eine Flutlichtanlage hat der Platz nicht zu bieten, so daß Abendspiele auf dem Ascheplatz direkt nebenan ausgetragen werden müssen. Diese Tatsache war für den Autoren dieser Zeilen ebenso überraschend wie sie für manche Leserinnen und Leser sein wird, aber tatsächlich ist es in der Oberliga durchaus üblich, Abendspiele auf Ascheplätzen auszutragen, in der Staffel Nordrhein gilt das unter anderem auch für die Teams aus Straelen und Freialdehoven.
Dieser Erkenntnis ist aus wohl verständlichen Gründen mit gewissen Frustrationen verbunden und eigentlich ist schon die Entscheidung gefallen, sich einen Becher Kaffee zu genehmigen, dabei den Anfang des Spiels zu begutachten und dann die Stätte der Enttäuschung zu verlassen, insbesondere auch, ohne die Freundinnen und Freunde dieses Angebotes mit einem Spielbericht zu dieser Partie zu belästigen, doch dann kommt noch die überraschende Wendung. Zufällig hört ein anderer Spielgast ein Telefongespräch mit, das mit Klagen über die Verlegung und der Ankündigung, hier zu verschwinden, verbunden ist. Das nimmt er zum Anlaß, ein Gespräch über Groundhopping und Fußball im Allgemeinen zu beginnen, in dem er sich als ein gewisser Karl-Heinz Stein entpuppt, der gewissermaßen das Groundhopping erfunden zu haben scheint. Dieser Karl-Heinz Stein ist ein recht interessanter und teilweise etwas widersprüchlicher Zeitgenosse, zum Beispiel lehnt er das Zählen von Stadien völlig ab, läßt aber dennoch keine Viertelstunde vergehen ohne darauf hinzuweisen, daß er (nicht nach eigener Zählung sondern nach der von englischen Freunden) die meisten Grounds auf dieser Welt habe (vor seiner Frau, seinem Hund und den Zecken seines Hundes). Als besonders interessant erweisen sich schließlich die Anekdötchen, die er über so ziemlich jede Spielstätte bis hin zu nicht ausgebauten Ascheplätzen wie hier zu erzählen hat. Dabei versucht er vehement, alle Vorurteile gegen Ascheplätze allgemein, gegen untere Ligen und gegen Sportplätze ohne Ausbau für die Zuschauer in seinem Gesprächspartner abzubauen. Und diese Begeisterung - vor allem auch für einfache Spielorte - kauft man ihm wirklich ab, denn er redet von jedem Sportplatz und Stadion wie von einem alten Freund, den er vielleicht länger nicht gesehen hat, mit dem ihn aber gemeinsame Erinnerungen verbinden. So gerät das Spiel zur Nebensache des Abends, obowohl es sich trotz des spielerunfreundlichen Untergrundes sehen lassen kann. In der ersten Hälfte sind die Gäste vom ETB hoch überlegen, verpassen aber das Torschießen, um dann im zweiten Abschnitt kurz vor Schluß zum Treffer des Tages zu kommen, nachdem sich die Partie wesentlich ausgeglichener präsentiert. Unter den Zuschauern, deren Zahl wohl unter anderem auch am gleichzeitigen Auftritt der MSV-Profis in Mainz leidet, finden sich auch ein bis zwei Handvoll Anhänger von Schwarz-Weiß Essen, die jedoch ebensowenig wie das heimische Publikum durch besondere Lautstärke auffallen. Zum heutigen Platz hat Karl-Heinz übrigens auch eine Geschichte zu erzählen, die gerade mal ein paar Monate zurückliegt. Damals hat ein Schiedsrichter eine Partie auf dem Platz nicht angepfiffen, weil das Flutlicht hinter dem einen Tor von ein paar Ranken teilweise abgedeckt wurde, so daß es in der einen Spielhälfte angeblich - außer dem Herren in Schwarz konnte das wohl kaum jemand nachvollziehen - dunkler als in der anderen war. Trotz der Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit des Gesprächspartners wird ein Bericht über eine Spielstätte wie diese hier die Ausnahme bleiben. Zumindest die Faszination für ein paar Hektar Schotter, auf dem ein paar Leute einen Ball kicken und um den unwesentlich mehr andere Leute stehen, um erstere dabei zu verfolgen, hat sich nicht als ansteckend erwiesen. Dennoch könnte es sein, daß es demnächst schonmal Berichte aus Ligen unterhalb der Oberliga zu bestaunen gibt, was bislang nur in absoluten Ausnahmefällen vorkam. Schließlich finden sich dort zum Teil traditionsreiche Sportstätten, deren Besitzer in den Niederungen des Vereinsfußballs zu finden sind. Als Beispiele sind hier wohl Teams wie der DSC Wanne-Eickel, Union Solingen oder die SpVgg Bayreuth zu nennen. |
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